Starke Pferde fürs große Gaufest:

Traunsteins Kaltblüter zeigen, was sie können

Dieses Jahr stehen in Traunstein zwei herausragende Großereignisse an, auf die sich Hanse Jobst ganz besonders freut: Die Feierlichkeiten zum 650-jährigen Jubiläum der Stadterhebung und das 135. Gautrachtenfest des Gauverbandes I. Traunstein ist bekannt für seine lange und lebendige Verbundenheit zu Pferden.

Sie heißen Joggl, Quirin, Kazimir, Wiggerl und Balu und sind der ganze Stolz von Hanse Jobst aus Alterfing, einem Weiler nahe Traunstein.  Die fünf stattlichen Rösser – allesamt kräftige Kaltblüter – bringen zwischen 800 und 1000 Kilogramm auf die Waage und beeindrucken durch ihre Kraft und ihren Bewegungsdrang.

„Respekt schadet nicht“, sagt Hanse Jobst, wenn er die Frage nach der Gefährlichkeit seiner tierischen Begleiter beantwortet. Er erklärt weiter, dass seine Kaltblutpferde, die aus Belgien und Polen stammen, zu den ruhigeren Rassen gehören und daher für den Arbeitseinsatz bestens geeignet sind. Es ist vermutlich die Gelassenheit, die diese Riesen ihrer Wuchtigkeit wegen ausstrahlen, weshalb Jobst bei den zahlreichen Umritten, an denen er mit seinen Pferden teilnimmt ein gerne gesehener „Rosserer“ ist. Beim Besuch vor Ort wird schnell klar, wie eng die Verbindung zwischen ihm und seinen Pferden ist: Halter und Tiere behalten sich gegenseitig stets im Blick, freuen sich bei jedem Wiedersehen und kommunizieren fast schon wortlos über ihre Körpersprache. Selbst Balu, mit seinen 3 Jahren der Jungspund des Pferde-Quintetts, einer dem man den Lausbuben ansieht, zeigt plötzlich Aufmerksamkeit, als sein Halter in den Stall kommt. Balu kommt beim Einspannen dazu und lernt gerade, wie er sich beim Ziehen des Hofbräu-Gespanns zusammen mit drei weiteren erfahrenen Rössern richtig verhält. Wie viel Kraft in seinen Rössern steckt, eröffnet sich, wenn Jobst erzählt, dass den Brauereiwagen ziehen für seine Kaltblüter eine „Spielerei“ ist.

Arbeiten, dem natürlichen Bewegungsdrang nachkommen, bedeutet für seine Rösser auch der Einsatz im Stadtwald. Beim Holz rücken  – dem Herausziehen von Bäumen wird heute noch auf Pferdestärken gesetzt.  Schweres Gerät kann aufgrund der fehlenden Rücke-Gassen nicht eingesetzt werden, da die dafür nötigen Abstände zwischen den Bäumen zu gering sind, erklärt Jobst.

Wiggerl und Kazimir, die beiden polnischen Kaltblut-Pferde sind Eigentum der Stadt Traunstein, und werden auf dem sogenannten „Miggei“-Hof, wie das Jobst´sche Anwesen überliefert genannt wird, gehegt und gepflegt. Zum Inventar der Familie Jobst, die schon in dritter Generation seit nunmehr über 50 Jahren die Stadtpferde beherbergt, gehört auch die Ehrenkutsche der Stadt Traunstein. „Mein berühmtester Gast war unser Ministerpräsident, Dr. Markus Söder“, so Jobst, der schon viele Ehrengäste kutschieren durfte. Die etwa 100 Jahre alte Kutsche ist eine „Landauer“ – also eine viersitzige, vierrädrige mit gegenüberliegend angeordneten Sitzbänken, so Jobst weiter.

Die Arbeit mit den Pferden verlangt viel Einsatz, doch der Landwirt, der nebenbei auch einen Forstbetrieb betreibt, kann voll und ganz auf seine Familie und seine Freunde zählen: Seine Frau, die beiden Brüder und die Schwägerin unterstützen ihn nach Kräften. Kräfte, die auch nötig sind. Während sich er selbst um das Waschen, Striegeln und Kämmen der Pferde vor jedem Einsatz kümmert, sind es die Frauen, die das „Gschirr“ nebst dem zahlreichen Zubehör auf Hochglanz bringen. Gleich mit zwei Kutschen und dem Gespann des Hofbräuhauses Traunstein sind die Kaltblüter beim Gaufest in Traunstein vertreten. „Besonders stolz bin ich auf meine Freunde Christian Hollinger und Franz Ramstötter, die mich voll und ganz unterstützen und beim Gaufest die beiden Kutschen fahren“ so Hanse Jobst, der mit dem Bräuwagen am Ende des Festzuges traditionell den krönenden Abschluss bildet.

Text: Moni Hornauer und Inge Erb
Bilder: Moni Hornauer und Inge Erb (Sämtliche Bildrechte zur weiteren Nutzung wurden übertragen)