
Talar und Lederhose
Was Stadtpfarrer Konrad Roider zum bevorstehenden Gautrachtenfest bewegt – wie sich die Pfarrei vorbereitet
In wenigen Wochen ist es so weit: die Trachtlerinnen und Trachtler des Gautrachtenverbandes I feiern ihr 135. Gaufest in Traunstein. Am Jahreshöhepunkt werden erneut zahlreiche Teilnehmer aus den 117 angeschlossenen Vereinen teilnehmen, am Samstag den Gauheimatabend erleben und gemeinsam feiern, den Festsonntag traditionell mit dem Festgottesdienst beginnen. Tausende Gläubige werden im Stadtpark anwesend sein, werden die Worte von Stadtpfarrer Konrad Roider hören. Er zelebriert den Gottesdienst, bei dem ihn voraussichtlich G.R. Pfr. Helmut Bauer, Diakon Tobias Raab und die beiden Gemeindereferenten Monika Angerer und Ulrich Englmaier unterstützend zur Seite stehen. Wir haben Herrn Konrad Roider zum bevorstehenden Großereignis befragt.
Ist es für Sie eine Freude, einen Festgottesdienst vor 8.000 Personen zu zelebrieren?
Ja, selbstverständlich ist das eine Freude, mit so vielen Menschen einen Gottesdienst feiern zu dürfen. Allzu oft macht man das ja nicht, daher ist ein gewisser Respekt da. Es muss ja einfach alles passen und man muss die richtigen Worte für die Predigt finden. Bei so vielen Zuhörern die Spannung halten zu können, vor allem wenn manche weiter weg sind und evtl. auch nicht zum Altar sehen, ist eine Herausforderung. Überhaupt einen Gottesdienst in der Größe zu feiern ist auch logistisch eine Gewisse Herausforderung, denn man braucht ja für die Gabenbereitung schon mal mehr Hostienschalen, als in einer Pfarrei vorhanden sind, die entsprechende Anzahl an Kommunionhelferinnen und -helfern, denn sonst ist eine Kommunionausteilung bei 8.000 Leuten nicht machbar; danach müssen die übrigen konsekrierten Hostien in den Tabernakel gebracht werden. Natürlich sollen die Hostien nicht ausgehen, aber auch nicht Unmengen zurückbleiben. Jetzt komme ich aber schon sehr in die Details. Der Gottesdienst ist dann ja auch eine Feldmesse, so muss man schauen, dass alles am Ort ist, was man braucht. Der für den Gottesdienst ausgewählte Ort ist jedenfalls sehr schön und gut gewählt. Ich freue mich schon sehr drauf!
Haben Sie persönlich einen Bezug zur Trachtensache?
(lacht) Naja, ich selbst bin kein Mitglied in einem Trachtenverein, dennoch kenne ich natürlich von Kindheit an den Trachtenverein in meinem Heimatort und ich habe auch eine Lederhose. Aber ich muss auch ehrlich sein, dass ich diese früher nicht oft und heute noch weniger oft trage.
Der Trachtenverein ist ja auch mehr als Lederhose und Dirndlgewand, es geht auch um eine Einstellung und Brauchtum, im kirchlichen und weltlichen Jahreslauf. Hier gibt es dann gewisse Schnittmengen mit kirchlichen Traditionen, wo oft an einem Strang gezogen wird.
Der Trachtenverein „D’Grenzlandler“ Laufen hat mich bei meiner Primiz 2011 sehr unterstützt und ich konnte im Trachtenheim, dass mit Zelt erweitert war, die weltliche Feier machen – hier bin ich sehr dankbar, denn es hat einfach alles geklappt! In den Orten, wo ich bisher tätig war, bin ich auch immer wieder mit Leuten aus dem Trachtenvereinen in Kontakt gewesen oder habe auch Festgottesdienste mitgefeiert.
Unsere heimischen Trachten getragen zu den Anlässen des Jahreslaufes und das Priestergewand – sehen Sie Parallelen?
Ja, doch. Da mag es gewisse Parallelen geben, wenn man die Soutane/ den Talar, also das lange schwarze Priestergewand, mit Trachten vergleicht und doch auch wieder nicht, denn auch da gibt es Veränderungen in der Entwicklung. Der Ursprung der Lederhose ist ja eine Arbeitskleidung, das wäre die Soutane/ der Talar an sich ja auch. Heute ist die Lederhose nicht nur Arbeitskleidung (bei manchen schon auch noch), sondern eher Festgewand – Gottesdienste manchmal ausgenommen – da wird dann eine lange Hose getragen. Gerade bei den Frauen war und ist die Tracht ein festliches Gewand – wie ich meine – mit dem man keine Alltagsarbeit verrichtet. Ähnlich ist es auch mit dem Talar/ der Soutane, den trägt man als Priester auch nicht mehr jeden Tag, sondern evtl. bei festlichen Anlässen. Es hängt ganz von der Person ab, manche tragen den Talar auch gar nicht mehr; es muss jeder selbst wissen, streng geregelt ist es nicht. Im Alltag trage ich normal Kollar-Hemden, die quasi den Kragen der Soutane aufgreifen. Die allgemeine Regelung lautet, man soll als Geistlicher kenntlich sein.
Begegnen Ihnen Trachtler im Kirchenjahr und wie nehmen Sie das wahr?
Ja, zum einen gibt es Jahrtage, bei denen auch der Trachtenverein und seine Mitglieder dabei sind. In Traunstein ist dann noch am Ostermontag der Georgi-Ritt, bei welchem auch der Trachtenverein dabei ist, und dann gibt es immer wieder mal Gottesdienste, an denen Gläubige Tracht tragen. Das freut mich sehr, denn es ist ja ein schönes Gewand, eben ein Festgewand.
Die Gesellschaft zu bewegen, sich für ihre christlichen Werte einzusetzen, den Zusammenhalt im Alltag lebendig zu halten um ihn zu meistern. Was möchten Sie den Trachtlerinnen und Trachtlern mit auf den Weg geben, um sie dafür stark zu machen?
Unser Glaube hat über Jahrhunderte das Land, die Menschen und das Brauchtum geprägt. Der Glaube, den unsere Vorfahren gelebt haben, ist Gabe und Aufgabe zugleich, er ist Vergangenheit und gibt Zukunft, wir müssen es nur wagen den Glauben zu leben und das geht eben nur in der Gemeinschaft. Eine ehrliche und aufrichtige Gemeinschaft trägt und weiß Gott als Grund, denn ohne Gott wird es leer und alles relativ. Möge in diesem Wissen auch den Trachtlerinnen und Trachtlern der Glaube immer wieder Halt und Richtschur im Leben sein! So darf ich auch noch ein Zitat von Papst Benedikt XVI. als Wunsch und Zuspruch anfügen „Wer glaubt, ist nie allein“.
Durch das Interview führte Inge Erb, Gaupressewartin Gauverband I